Seit Jahren sind wir auf der Suche nach schönen Orten für einen Sommerurlaub, zu denen man gut mit dem Zug kommt und vor Ort kein Auto braucht. Orte, die hübsch und nicht zu groß sind, aber trotzdem nette Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten bieten und von denen es nicht weit zum Meer und in die Natur ist.
Im vierten Beitrag dieses Blogs geht es um unsere allererste gemeinsame Sommerreise außerhalb Deutschlands: Aix-en-Provence im Südosten Frankreichs, wo wir im Juli 2015 etwa eine Woche verbracht haben.
Lage und Wetter
Aix-en-Provence tanzt in diesem Blog ein wenig aus der Reihe: Zum einen, weil die Reise nun schon acht Jahre her und somit sicherlich nicht mehr jedes einzelne Detail in meinem Kopf präsent ist, zum anderen, weil es gar nicht direkt am Wasser, sondern etwa 30 Kilometer nördlich des Mittelmeeres in der berühmten Region Provenz liegt.
Trotzdem habe ich diesen hier mit aufgenommen, da man in 1 bis 2 Stunden (je nach Anspruch) mit Bus oder Bahn ans Meer kommt, die Stadt sehr hübsch ist und auch sonst tolle Wandergebiete und Ausflüge in der Nähe liegen.
Das Wetter war hier im Juli recht heiß, so dass es uns nachts schon manchmal etwas zu warm zum Schlafen war und wir beim Wandern ordentlich ins Schwitzen kamen. Zum Baden war es aber natürlich sensationell.
Anreise
Aix-en-Provence erreicht ihr ohne Umstieg zum Beispiel von Mannheim aus mit dem TGV in knapp sieben Stunden. Je nachdem, wie lange ihr also nach Mannheim braucht, könnt ihr das durchaus in einer einzelnen langen Fahrt erreichen oder ihr legt eine Übernachtung zum Beispiel in Mannheim, Karlsruhe oder Straßburg ein.
Highlights und Ausflüge
Durch die Altstadt spazieren
Das Schönste an Aix-en-Provence war für uns definitiv die Altstadt. Hier hatten wir auch unsere kleine Ferienwohnung, so dass wir vor und nach jedem Ausflug, Frühstück und Abendessen in den Genuss kamen, durch die schönen südfranzösischen Gassen und die prachtvollen Alleen mit ihren Barockbauten zu spazieren. Die Highlights sind hier sicherlich der Place d’Álbertas mit seinen alten Häuser-Fassaden, die Flaniermeile Cours Mirabeau und die beeindruckende Kathedrale Saint-Sauveur von Aix-en-Provence.
Ansonsten bietet die Stadt eine Menge Museen, Brunnen und Märkte und ihr könnt sogar das Atelier von Paul Cézanne besuchen, der in Aix-en-Provence geboren und die meiste Zeit seines Lebens in dieser Gegend verbracht hat.
Ansonsten gibt es aber auch einige Ausflüge, die ihr rund um die Stadt machen könnt, zum Beispiel eine Wanderung auf die Bergkette La Montagne Sainte-Victoire, die es auf unzählige Bilder von Paul Cézanne geschafft hat. Oder ihr macht eine kleine Führung durch die ehemaligen Steinbrüche Les Carrières de Bibémus, wo ihr einen großartigen Blick auf die Sainte-Victoire-Bergkette habt und Cézannes Haus und viele seiner Motive bewundern könnt.
Unsere kleine Urlaubswoche hat für all das leider gar nicht ausgereicht, aber dafür haben wir ein paar spannende Ziele in der weiteren Umgebung besuchen können:
Gorges du Verdon
Die Verdonschlucht etwa 100 Kilometer östlich von Aix-en-Provence trägt nicht umsonst den Spitznamen Grand Canyon du Verdon, denn mit ihrem türkisblauen Wasser sieht sie wirklich spektakulär aus (auch wenn sie zugegebenermaßen nur schwer mit ihrem amerikanischen Pendant vergleichbar ist).
Vom Busbahnhof (Gare Routière) von Aix-en-Provence kommt ihr in etwa zweieinhalb Stunden mit dem Bus hierher (genauer gesagt nach Moustiers-Sainte-Marie) und müsst dabei einmal in Pré de Foire umsteigen. Die Fahrt lohnt sich aber, da ihr hier mindestens zwei Tage verbringen könnt:
Moustiers-Sainte-Marie
Das kleine Bergdorf Moustiers-Sainte-Marie ist ein wirklich malerisches Dorf, das sich hervorragend als „Basislager“ eignet, von dem aus ihr die Verdonschlucht besuchen könnt. Hier könnt ihr gemütlich ein bisschen herumspazieren, abends essen gehen und solltet auch ein nettes Hotel zum Übernachten finden. Unseres hatte, ohne dass wir es vorher wussten, sogar einen Pool, was bei den Temperaturen natürlich ein Traum war.
Leider gab es von hier nur sehr unregelmäßig einen Bus zur Schlucht, aber wir haben einfach per Telefon ein Taxi gebucht und uns dann immer mit dem Fahrer für die Rückfahrt verabredet. Die Fahrt dauert maximal 15 Minuten, so dass sich die Kosten im Rahmen halten sollten.
Lac de Sainte-Croix
Die eine Variante, auf die ihr die Gorges du Verdon erleben könnt, ist „von unten“, genauer gesagt vom Lac de Sainte-Croix, dem großen Stausee, der vom Verdon gespeist wird. Hier könnt ihr euch zum Beispiel bei Base Nautique ein Kanu mieten und ein ganzes Stückchen in die Schlucht hineinpaddeln. Wir fanden das wirklich schön, auch wenn wir dabei natürlich nicht die einzigen waren.
Nach der ganzen Anstrengung findet ihr wenige Schritte westlich vom Verleih auch ein paar kleine Steinstrände, an denen ihr euch ein bisschen erholen und im Wasser abkühlen könnt.
Wanderung durch die Verdonschlucht
Am spektakulärsten sieht die Schlucht natürlich von oben aus, weshalb ihr unbedingt auch eine Wanderung machen solltet.
An die genaue Route können wir uns nicht mehr erinnern, aber wir haben uns morgens mit dem Taxi in einer Haltebucht der Landstraße nördlich der Schlucht absetzen lassen und uns für fünf Stunden später an einer Haltebucht weiter westlich verabredet. Während der Wanderung haben wir die Schlucht erst von oben gesehen, sind aber schließlich bis runter zum Flussbett gewandert, das dort schon so breit war, dass man dort, ohne nass zu werden, entlanglaufen konnte. Informiert euch aber natürlich vorher, ob ihr wettertechnisch irgendetwas beachten müsst, bei starkem Regen könnte es eventuell gefährlich werden.
Anschließend sind wir wieder zur Landstraße hochgestiegen und hatten sogar noch etwas Zeit für einen weiteren kleinen Spaziergang Richtung Norden. Wie gesagt, die genaue Route kennen wir nicht mehr, aber das ganze ist ja auch schon so lange her, dass es mittlerweile eventuell andere und schönere Wege gibt, googelt also am besten selbst.
Ein Badetag in Cassis
Wo wir schonmal in der Nähe der Côte d’Azur waren, wollten wir uns einen Abstecher zum Mittelmeer natürlich nicht entgehen lassen. Nach langer Recherche haben wir uns dann für den Ort Cassis entschieden, den ihr, mit etwas Umstiegsglück in Marseille Saint-Charles in nur 42 Minuten mit dem Zug erreichen könnt. Sollten euch die acht Minuten Umstiegszeit zu knapp sein, könnt ihr natürlich auch noch ein Frühstück oder Abendessen in Marseille einlegen.
Vom Bahnhof Cassis ist es dann allerdings noch ein Stück bis zum Strand: Entweder 40 Minuten zu Fuß, 20 Minuten mit dem Bus oder 10 Minuten mit dem Taxi.
Das Schöne an Cassis war, dass es ein relativ kleiner Ort ist, so dass es sich meiner Meinung nach eher nach Urlaub anfühlt als z.B. in Marseille. Der Ort sieht in Strandnähe dann genauso aus, wie man sich einen Ort an der Côte d’Azur vorstellt. Hier könnt ihr ein bisschen durch die Gassen und an der bunten Hafenpromenade entlangspazieren, ein Eis essen und einen Aperitif trinken und euch natürlich an den Strand legen. Wir waren hier einfach am zentralen Plage de la Grande Mer, an dem es natürlich nicht gerade ruhig zuging, was uns aber nicht weiter störte.
Lavendelfelder
Ein paar wenige Worte zu dem wahrscheinlich größten Klischee der Provence, den Lavendelfeldern: Diese haben wir auf all unseren Ausflügen nur ein einziges Mal zufällig im Vorbeifahren gesehen. Der Grund dafür könnte sein, dass diese ab Mitte Juli geerntet werden und wir einfach schon zu spät dranwaren. Allerdings haben wir auch nicht wirklich aktiv danach gesucht.
Sollte euch ein Besuch oder einige Fotos in Lavendelfeldern wichtig sein, kommt also am besten vor Mitte Juli hierher und informiert euch, wo ihr sie finden könnt. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel die Abtei Notre-Dame de Sénanque in der Nähe von Gordes.
Ausflüge in andere Städte
Falls ihr Lust auf etwas größere Städte habt, habt ihr mindestens drei spannende Orte zur Auswahl: Marseille, die Großstadt am Mittelmeer südlich von Aix-en-Provence, die alte Stadt Arles mit ihren vielen antiken, römischen Gebäuden und das mittelalterliche Avignon mit seiner halben Brücke (beide nordwestlich von Aix-en-Provence). Unsere Woche hat dafür nicht gereicht, aber falls ihr dort schonmal wart und Tipps habt, lasst gern einen Kommentar unten da.
Und falls ihr bei dem oben genannten Bergdorf Moustiers-Sainte-Marie auf den Geschmack gekommen seid: In der provenzalischen Gebirkskette Luberon findet ihr noch viele weitere charmante, kleine Dörfer wie Roussillon oder Lacoste. Mehr dazu findet ihr zum Beispiel in diesem schönen Blog.
Kulinarisches
Ganz grundsätzlich ist Aix-en-Provence natürlich bekannt für die provenzalische Küche mit ihren Gerichten aus frischem Gemüse, Knoblauch und Olivenöl. Am bekanntesten sind sicherlich der Gemüseintopf Ratatouille, die Aïoli garni, einem Tellergericht mit Fisch, Schnecken, Gemüse und Aioli, und die Olivenpaste Tapenade. Süßschnäbel sollten unbedingt die Calissons probieren, ein Mandelgebäck aus Mandeln, kandierten Melonen und Zucker, für das die Stadt schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt sein soll.
Normalerweise würde ich hier jetzt ein paar Tipps für Restaurants und Cafés geben. Dafür ist dieser Urlaub aber schon zu lange her und wir haben damals noch alles in bar bezahlt, so dass mein Kontoauszug leider auch nicht mehr als Gedächtnisstütze dienen kann.
Immerhin kann ich euch aber zwei kleine Tipps ans Herz legen: Solltet ihr nach 21 Uhr Abendessen wollen, könnte das schwierig werden, da die meisten Restaurants dann (zumindest 2015) schon ihre Küchen schlossen. Und falls ihr in ein Restaurant mit eher traditioneller Küche geht: Sollte euch der Google-Übersetzer ein Gericht mit „Bälle vom Hammel“ übersetzen, sind das keine Hackfleisch-Bällchen. 😉
Soweit zum schönen Ort Aix-en-Provence. Ich hoffe, ich konnte euch auch nach so langer Zeit noch ein paar nützliche Tipps und Anregung geben. Falls ihr Lust auf Frankreich habt, euch die Provence im Sommer aber zu heiß ist, dann schaut doch mal in meinem Beitrag über Saint-Jean-de-Luz vorbei. Dort, im französischen Baskenland am Atlantik, ist es deutlich milder, aber es gibt mindestens genauso viel zu sehen und zu erleben!
Und falls ihr eher der Bücher-Typ seid oder noch etwas zum Lesen für die nächste Zugfahrt sucht, kann ich euch die beiden schönen Bücher Reisehandbuch: Europa mit dem Zug* und Entdecke Europa mit dem Zug* sehr ans Herz legen. Hier werden euch nicht nur zahlreiche schöne Orte in Europa vorgestellt, die ihr mit dem Zug errreichen könnt, sondern auch viele Tipps und Hintergrundinfos zu Ticketkauf, Bahnhöfen, Zugstrecken und für die langen Zugfahrten selbst gegeben.